Keyvan Paydar installierte eine durch BesucherInnen modifizierbare Heiligenfigur: "Bitte blasen!". Zur Eröffnung performte er mit dem STIO (Styrian Improvisers Orchestra).
100 JAHRE WELTÜBERGANG
Vor hundert Jahren war der Krieg nicht nur vor der Tür, wir waren mitten drin. Flüchtlinge trafen sich in der Schweiz und stellten die Logik der kriegstreibenden Gesellschaft und die sogenannte Vernunft mit den Mitteln der Kunst auf den Kopf. Der Nationalsozialismus stand in den Startlöchern, die Frauenbewegung brodelte, Maschinen begannen, die Wirtschaft zu revolutionieren. Die alten Konzeptionen des Mensch-Seins standen auf dem Prüfstand. Noch nie in der Geschichte Europas gab es in so kurzer Zeit einen derart rasanten Wandel des Menschenbildes, der Gesellschaftssysteme, der Wirtschaft, der Technologie und vor allem des Denkens. Nun, inmitten von Weltwirtschaftskrisen, wird vielerorts der Weltuntergang eingeläutet. Menschen aus allen Erdteilen strömen nach Europa und fordern unser Weltbild heraus. Das Finanzsystem erweist sich schon seit längerem als absurd. Die schwindende Religiosität wurde zunehmend durch Konsum ersetzt, nun geraten auch diese neuen Glaubenssysteme ins Wanken. Das Schaumbad klinkt sich mit einer Reihe absurder Installationen und Performances in die Debatte ein und konterkariert den Wahnsinn mit den Mitteln von Ironie und Humor. Im Spannungsfeld zwischen Natur und Technik werden übliche Funktionen, Symbole und Technologien auf den Kopf gestellt, altbekannte Handlungen, Rituale aber auch Alltägliches wird ihres traditionellen Sinnes enthoben.
Text von Eva Ursprung
Ausstellende KünstlerInnen: CEDES, Letícia Duarte (BRA) / Martina Edelmüller, Karl Grünling, Alexandra Gschiel, Elisabeth Gschiel, Mike Hentz (DE), Eva Itzlinger, IRWIN (SLO), Helmut Kaplan, Franz Konrad, Gudrun Lang, Stefan Lozar, Christof Neugebauer, Keyvan Paydar, Igor F. Petkovic, Karin Petrowitsch, Andrea Sadjak, Marina Stiegler, Edda Strobl, Myriam Thyes (CH/DE), Eva Ursprung, Kathrin Velik, Markus Wilfling